unstetigkeit ist sicherlich eine sache, die man unserer generation nicht vorwerfen kann: irgendwo zwischen dem auf und ab der wirtschaft,
fluktuationen im freundeskreis, bett und fußballverein, alten unterhosen, regelschmerzen und sonntäglichem ausnüchtern finden sich schematische zyklen, die wir teils unbewusst zu lieben oder hassen, aber auch zu akzeptieren gelernt haben.
seinen anfang nahm das ganze frei nach
brand eins bei aristoteles, dem alten denker, der uns einbläute,
katharsis wäre das ding: drama,
tragödie, schmerz als mittel der seelenreinigung. ein credo, ein hin und her, das wir institutionalisiert haben, sei es in sachen mode, medizin oder nächtlicher zerstreuung. kurz lässt sich das auf folgendes zusammenkürzen: der mensch muss leiden, damit es ihm wieder gut gehen kann.
nun ist man heutzutage, fernab von sturm und drang, nicht mehr ganz so dramatisch; will heissen, leid muss nicht sein, abwechslung schon. man ist schließlich auf- und abgeklärt. so begeisterte mich schon damals im biologieunterricht herr wiedemann, ein heimlicher intimus von
helge schneider, mit seinen abhandlungen darüber, warum die parallelen zwischen den vermehrungszyklen von wölfen und
kaninchen so eng und unabdingbar mit einander verflochten seien. eine transferleistung zwischen den disziplinen vermochte mein jugendliches gemüt allerdings nicht zu leisten, das vergnügen blieb zunächst biologisch.
ganz generell sind
zyklen etwas, dem sich unsere gesellschaft auf gedeih und verderben nicht entziehen kann. einem hamburger mag das per
wasserstandsmeldung in die wiege gelegt worden sein, andere teile deutschlands müssen sich vermutlich andere anhaltspunkte suchen, um die etwaigen launen des partners unaufgeregt zu ergreifen. helfen könnte dabei
boris becker. er steht wie kein anderer prominenter für den steten wechsel, auf den man sich verlassen kann - ausnahmen bestätigen die regel.
ohne jegliche
selbstreflektion scheint dieser habitus auch ins web 2.0, modeblogs mitteilungsbedürftiger mädchen und denen der vom aktualitätswahn geknechteten musiknerds einzug gehalten zu haben. herr becker ist dabei der geheime bacchus, der ohne viel gnade befiehlt, auf altbewährtes und aufgekochtes zu setzen. bis es irgendwann kracht. dann wird von vorne angefangen. rücksicht wird dabei wenig genommen, reflektiert noch weniger. dem kritischen betrachter könnten sich allerdings ein paar fragen aufdrängen.
langweilen wir uns denn eigentlich nicht zwischen immergleichen modestrecken und
flannelhemden, die uns weiss machen wollen, dass sie tagesaktuell wären? ist laut und doll aka new rave nicht eigentlich schon tot, geht uns minimales klickerklacker und der ausgenudelte klang neurotischer frauenstimmen über kosmischen discotunes nicht auf den wecker? sind die meisten arty installationen zwischen alternder schwerindustrie und cocktailglas nicht in wirklichkeit
überflüssig? vermutlich schon.
der mensch aber ist ein zyklisches gewohnheitstier. er kann nicht anders, er will nicht anders und vor allem: er braucht es nicht anders. ob man das zwingend schlecht finden muss? mit sicherheit nicht, aber es erklärt zumindest das phlegma, das einen ab und an befällt, mit den hochs als reziprok. was vielleicht bleibt, ist ein wunsch nach schärfe, aber: "wir müssen uns
sisyphos als einen glücklichen menschen vorstellen."
mehr zu x-beinen findet man
hier, mehr fotografie
hier und etwaiges zu albert camus
hier.