12/28/2008

botox und bilanzen



bilanzen und eine kritische rückschau mögen in der finanzwirtschaft ihre berechtigung haben, und sollten sicherlich rigoros getroffen werden, wenn im nächsten jahr aus all unseren fähigen volksvertretern eine neue bundesregierung zusammengewürfelt wird. vor allen dingen sollte der blick auf den wahlzettel aber vorausschauend und mutig geworfen werden. den alten zeiten hinterhertrauern ist für und und unsere kandidaten das falsche rezept. wie viele andere stimmen den öffentlichen lebens klagen diese immer noch darüber, dass die zeiten sicherer koalitionsbildung vorbei sind, anstatt sich den herausforderungen des wandels im parteiensystem zu stellen. die cleavage-theorie greift auch 2009 maximal für eine annäherung an angela merkels modischen gehversuche zu den wagner festspielen oder dem bundespresseball.

die park avenue wird sich nicht mehr darüber wundern, die vanity fair in gewohnt dilettantischer weise. doch was kommt? bei knicken schauen wird nach vorne; schaut euch gerne die jahrescharts an anderer stelle an. über die tag cloud könnt ihr euch zudem einfach durch all das, was schön und mit einem funken popkultureller relevanz versehen war, schnell navigieren. der winter plätschert weiter; die lackleggins halten die mädchenbeine warm, aber auch im angesicht dieser ästhetischen grausamkeit darf die verliebtheit der kalten jahrestage ähnlich heftig klopfen wie im dritten frühling. das war auch wohl der eine grund, warum es bei knicken in den letzten wochen etwas ruhiger verlief. die anderen liegen in der flut exzellenter musik, die noch zum jahresende an die oberfläche trieb, und die friedliche und fruchtbare koexistenz von web- und printmedien. zwei musikalische auswüchse von gefühlt bedeutsamen rang und ein mediales schätzchen habe ich heute ausgewählt, auf deren schultern ich ins neue jahr blicken möchte. zum einen wäre da die school of seven bells die mein herz von brooklyn aus erobert hat und deren vorstellung ich mit einem interview bei lost at e minor beschließen möchte. ihr album alpinisms gehört so fest zu knickens musikalischem winter-repertoire wie die kirche ins dorf.


school of seven bells - i am under no disguise (dl) (ysi)





auch deutsche klänge melden sich im januar zurück. die berliner band klez.e hat in den vergangenen monaten ein album aufgenommen, das an bombast kaum zu überbieten ist. ein 20köpfiges orchester und 40 sängerinnen und sänger unterstützten die band bei ihrer platte 'vom feuer der gaben', die mit ihrer veröffentlichung am 30. januar 2009 einen maßstab im deutschen indie setzen wird, dem die branche für einige zeit hinterherhecheln dürfte. die erste single-auskopplung 'wir ziehen die zeit' erscheint bereits am 2. januar bei loob musik. ich habe als prelistening 'madonna' für euch ausgewählt. zudem empfehle ich euch ein von robert stadtlober hervorragend geschriebenes portrait über sänger tobias siebert, zu finden an dieser stelle.


klez.e - madonna





aber nun zu den schriftstücken: print ist tot, studivz sowieso und an blogs glaubt deutschland auch nicht. so weit, so gut. ich habe knicken die letzten monate nicht besonders gehegt, mein modischer mädchenblog flannel apparel könnte auch besser im futter sein, doch das alles hat einen grund. ich habe in den letzten monaten bei der wochenzeitung freitag an deren neuem erscheinungsbild gefeilt. anfang februar ist es soweit. die website, die zur zeit noch mittelalterlich anmutet wird in etwa einem monat einem onlineauftritt weichen, der vielleicht den zeitgeist der so genannten web 2.0-generation trifft, ohne dabei inhalte zu vernachlässigen. wer eine wirkliche alternative zu der qualität der deutschen printmedien im netz sucht, wen das zum boulevard verkommende spiegel-online erschaudern lässt, wer ein medium sucht, das das netz nicht als untergang der abendländischen kultur verschreit, wer lechzt nach neuen und frechen ideen, sollte den freitag im auge behalten. mein engagement beim freitag zeigt außerdem, dass die investition von liebe und zeit in ein kleines weblog - sei es nun zu musik, mode oder mädchenkram - mehr wert sein kann als praktikum nach praktikum in großen medienhäusern oder die freie journalistische tätigkeit für die lokalzeitung in der heimat. wer knicken liest, wusste das im zweifelsfalle schon, doch vielleicht ist es an dieser stelle noch einmal zeit dafür jan dafür zu herzen, dass er mich ins kalte und unbekannte wasser des bloggens schmiss, und ich irgendwann wieder wusste, dass ich zu recht irgendetwas mit medien studiere, auch wenn ich all mein rüstzeug für das leben in diesem dschungel abseits der uni erworben habe. eine weitere ausführung und liebeserklärung ans bloggen findet ihr hier.

danke, für dieses charmante jahr.



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