ikarus by sebastian müller
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ikarus
"kinder lernen nicht in, sondern trotz der schule", erzählte vor kurzer zeit ein beliebiger politischer akteur in einer wiederholung einer anne will sendung im fernsehen. für mich und sebastian müller, der fotograf dem dieser post gewidmet ist, ist das eine sehr treffliche beschreibung unserer gemeinsamen schulzeit im gymnasium des august-macke-schulzentrums, das trotz der namensgebung in anlehnung an den expressionisten und mitglied des blauen reiters einen kunstunterricht angeboten hat, gegen den progressive kitas heute als meisterkurs abschneiden würden. die zeit auf dem weg zum abitur an schulen in sauerländischen kleinstädten ist bitter für aufgeklärte köpfe, deren fortkommen nach dem schulabschluss nicht gen lehramt, betriebswirt oder zahnmedizin strebt.
neben den tagen, an denen unser völlig seniler spanischlehrer geburtstagslieder in moll vortrug oder wir in unserem vier mann starken kurs entrüstete el pais-texte über wowereits outing versuchten auf spanisch zu diskutieren, waren die gespräche mit sebastian vielleicht das einzig sinnvolle in den letzten zwei jahren meiner schullaufbahn, und sein kluger zynismus immer noch zu sacht formuliert für ein schulsystem und lehrpersonen, die depressionen und drogenabhängigkeit als folge ihres wirkens auf den lehrplan schreiben. berlin zeigte sich schließlich gnädig: vielleicht wäre sebastian - es seinem vater gleichtuend - sonst heute polizist und ich tiermedizinerin, wie mein berliner studienplatz es zunächst vorsah. sebastians bruder, frank müller, betrieb zu dieser zeit glücklicherweise schon sein techno-label mueller records und den act beroshima und färbte noch vor sebastians umzug nach dortmund genügend auf ihn ab. vermutlich hatte das sauerland aber schon allein die spuren hinterlassen, die sich heute in sebastians fotografie entdecken lassen.
sebastian müller studiert derzeit in dortmund fotografie und wurde im letzten jahr als deutscher teilnehmer zum studentenwettbewerb der sony world photography awards für seine umsetzung der aufgabe 'zeige dein land in einem foto' nach cannes eingeladen, wo außerdem die bildstrecke befruchtung entstand, die wie der großteil seiner fotografien die fehde zwischen genie und wahnsinn in seinem kopf anschaulich in szene setzt. seine aktuelle fotoserie ist ein wunderbarer einblick in die liebreizenden seelischen abgründe des fotografen, der nun die ikarus-sage fotografisch umgesetzt und interpretiert hat. dass ein lehrer einer sechsten klasse anhand der bilder griechische mythologie nahe bringt, sei dahingestellt; ein kunstunterricht, der kein katholischer kommunionsunterricht ist, sei diesen kindern trotzdem gewünscht - und wenn es das einzig irritierende oder inspierenende bleibt, in einer schrägen umwelt inmitten von parties der jungen union, kleintierzüchtern und schützenumzügen.
mehr von sebastian müller, der in solchen gefilden aufwuchs, findet ihr auf seiner website.
coole sachen macht er, dein klassenkamerad.
ReplyDeleteIst mir viel zu theoretisch.
ReplyDeleteich bin noch ein wenig unschlüssig ob ich anekdoten aus der praxis erzählen kann. sah der erste entwurf allerdings vor;)
ReplyDeleteimmer raus mit den anekdoten. kann nie verkehrt sein
ReplyDeleteich erinnere mich an den senilen lehrer... fehlt nur noch die vierte im bunde ;)
ReplyDeletedas mit den betriebswirten, frollein tessa... das stimmt wohl. aber auch die haben manchmal glück und bekommen einen chef ab, der sie schalen und walten lässt, wie sie gerade lustig sind. sogar im sauerland !
die fotos sind klasse, wobei mir das senffoto natürlich immernoch am besten gefällt.. nicht rein optisch. einzig wegen der geschichte dahinter bzw. DANACH :D
:) war schon ewig nicht mehr im sauerland, muss ich gestehen. warst du bei dem senffoto dabei?
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