6/04/2008

von kühen, sternen und emanzipierten frauen



so manch einer meiner freunde ist beunruhigt, muss man doch nach und nach die durch die wm gewonnene narrenfreiheit in sachen fußball peu a peu wieder zurückgeben. längst ist klar, dass könig fußball gegen germany's next top model und co keine uneingeschränkte durchsetzungsfähigkeit am heimischen wg-küchen-fernseher mehr genießt. doch bei allem respekt vor den schminkkünsten einiger freundinnen, steht absolut ausser frage, dass das allgemeingut fußball selbst bei höchstkritischer betrachtungsweise noch einen mehrwert transportiert, dem das gesellschaftsfähige fremdschämen in keinster weise entgegensteht.

aber woher kommt die schier unbegreifliche begeisterung für einen haufen grenzdebiler tussies, die in eiltempo von einem besseren busenmodell auf schlachtgewicht gebracht werden? wer meint, dass nach etlichen wellen der frauenbewegung endlich vernunft am heimischen spiegelchen eingekehrt ist, irrt gewaltig. das allabendliche publikum der multimedialen fleischbeschauung setzt sich nicht nur aus den unbelehrbaren chauvinisten, die nimmermüde bierselig auf das androzentrische weltbild anstoßen und busen gucken wollen, sondern eben auch aus dem weiblichen bildungsbürgertum zusammen.

aber vielleicht liegt genau da der hund begraben: während sich die interessen, rechte und pflichten der männlichen bevölkerung in den letzten jahrzehnten vielleicht marginal verschoben haben, drangen ihre weiblichen widerparts dank emanzipation & frauenbewegung in ungeahnte bereiche des sozialen lebens vor. die frau sucht und findet sich - irgendwo zwischen barbiepuppen, rosa haarspangen, dank frühkindlicher bis pubertärer prägung durch schule und familie - schlussendlich doch als frau in der durchaus männlichen leistungsgesellschaft wieder; sie definiert sich durch den unterschied zum mann, sie funktioniert wie sie funktioniert. seit ewigkeiten.



die schöne, junge dame allerdings, die einem immer mittwochs früh so nett in der u-bahn zulächelt, soll wenn möglich ohne geistigen schaden den sprung vom kleinen mädchen zur erwachsenen frau, die nach besten kräften ein mann - nur mit kurven und besserer kleidung, aber mindestens so erfolgsgeil - sein soll, geschafft haben. das aber wiederum scheint sowohl auf theoretischer als auch empirischer ebene unwahrscheinlich, stehen dem ganzen doch mindestens prägung, die eigene biologie, vater staat und zu guter letzt der mann selbst entgegen. sollte frau wirklich so hin und hergerissen sein, ist es kein wunder, dass man als guter, sensibler mitbewohner hinter katzengras auf der küchenfensterbank ein untrügliches zeichen für essstörungen vermutet. wir haben keine katze.

man könnte vermuten, dass dieser psychische völkerball schlussendlich in der hochschulreifen begeisterung für germany's next top model gipfelt, einer sendung, die eindrucksvoll aufzeigt, wie die leistungsgesellschaft mit frauen und frauen mit der leistungsgesellschaft umgehen. es ist alles dabei: neurosen, magerwahn, intrigen, leistungsdruck, missgeschicke und das sichere wissen, dass dieser wettbewerb den bedürfnissen der teilnehmerinnen zu allerletzt dienlich ist. maximiert wird anderes: die quote. aber warum der große erfolg? aus eigener erfahrung sollte jeder nur zu gut wissen, wie gern mensch sich den spiegel vorhält. das erklärt im konjunktiv den erfolg des formats jedoch maximal als symptom eines systemfehlers.

fragwürdig bleibt, warum die emanzipation als solche nicht wirklich einzug in den rahmen des spiegels gehalten hat: in strukturen und denkprozesse der allseits geliebten gesellschaft, die nur allzu gern die marktwirtschaft - angebot und nachfrage - vorschiebt, wenn es mal wieder hart auf hart geht. wieso war die emanzipation, fernab von frauenquote und bundeskanzlerin, nicht in der lage, die gesellschaftlichen strukturen aufzubrechen und zu verändern, so dass nicht nur die frau, sondern auch die ihrem geschlecht zugesprochenen werte und qualitäten in ausreichendem maße in die strukturen der marktwirtschaft und gesellschaft einzug halten hätten können?



die wirtschaft, die immer noch auf mann getrimmt ist, nimmt frauen augenscheinlich maximal als wechselwählerinnen wahr, die weniger festgefahren als ihre männlichen pendants sind und sich ergo kommerziell besser ausschlachten lassen. sie sind die stars des marketings, die cash cows einer neuen mediengesellschaft, die sich geschickt genau die aspekte der emanzipation zu nutze macht, die ihr am nützlichsten sind, den größten profit versprechen und nur noch wenig mit dem urgedanken zu tun haben. so erklärt sich zumindest die zunahme an formaten, die sich zumindest offenbar auf frau als zuschauerin konzentrieren: mittags-soap statt a-team, verliebt in berlin statt mac gyver. soviel zum verständnis der privaten und öffentlich-rechtlichen in sachen frau. ein bisschen rosa hier und da, dann passt es schon. augenscheinlich profitabel.

dass es strukturell - also tiefergehend und radikal - auch anders geht, beweisen z.b. studien, die festhalten, dass der einfluss der frau auf unternehmen an sich mehr als nur positiv ist. so findet die brand eins heraus, dass junge unternehmen, die sowohl mehr frauen beschäftigen als auch deren ideen und arbeitsweisen mehr fördern, im schnitt erfolgreicher am markt agieren als deren patriarchisch organisierte widerparts mit hoher leitwolfquote. es sei dahin gestellt, inwiefern man alles auf deklarierte geschlechterunterschiede herunterbrechen kann; optimistisch stimmt es allemal.



der gesellschaftlichen injektion mit weiblichkeit entgegen stehen aber immer noch das bollwerk des patriarchats und die paranoia des mannes an rechten einzubüßen. so vermutet mann schon lange hinter dem gesteigerten medieninteresse an frau fälschlicherweise eine schleichende unterwanderung seiner gesellschaftlichen stellung. diese erkenntnis lässt sich auch problemlos auf das eigene privatleben übertragen: ist der eigene bierbauch erst nicht mehr gut genug, sind es frauen, die wahre männliche wärme und geborgenheit nicht mehr zu schätzen wissen, klar. das ist einfacher, vor allem aber bequemer, als sich selbst zu hinterfragen, oder - gott bewahre - sich mit frau auf augenhöhe zu messen.

allen frauen ist im hinblick auf etwaige nachbarkontinente und -länder allerdings nur zu wünschen, dass die mancipation hierzulande keinen re-einzug hält und sich spätestens im zeitalter der 18. staffel germany's next top model noch ein bisschen mehr in sachen emanzipation getan haben wird. bis dahin muss sich frau wohlmöglich noch mit portalen wie der erdbeerlounge rumschlagen, während mann dem 2-jahreszyklus folgend die nächsten wochen der em frönt und den kampf um die küche neu aufnimmt. die zumindest ist in sachen emanzipation eine "insel der glückseligkeit", wie cohn-bendit einst über berlin-kreuzberg sagte, allerdings bezüglich der integration ausländischer mitbürger. dass mitte und der prenzlauer berg inseln emanzipativer glückseligkeit sind bleibt indes trotz kinderwagenshowoffs glücklicher muttis eine gewagte these. aber eine, über die man diskutieren könnte. apoll sagt ja.


3 comments:

  1. Die Küche ist eine "Insel der Glückseligkeit"? Kinderwagenshowoff "glücklicher" Mütter? Ich freue mich, endlich den Emanzipationsartikel zu lesen - Herr Schmitz! Zu diskutieren gibt es da tatsächlich noch einiges, nicht über den Artikel, der ist schön, aber so generell. ich freue mich auf das finale morgen, von germany's next topmodel (was ja glücklicherweise online immer nachzusehen ist, wenn man mal seinen mitbewohnern den fortritt gelassen hat, am fernseher, zum fußballgucken...). auf bald!

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  2. So nach und nach komme ich da sicher peu a peu dahinter, wenn ich schlussendlich die augenscheinliche Unlesbarkeit deiner Worte zur Emanzipation überwunden haben werde, ist es doch durchaus und überaus wichtig sich mit den plakativen Themen unserer Zeit so unvoreingenommen wie möglich auseinanderzusetzen, und dabei das Giessen des heimischen WG-Katzengrasses nicht zu vergessen.

    Liegt sicher an der Hitze - ich schaff das noch!

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  3. TL,DR ^^
    Im Ernst, ist schön geschrieben aber sehr wirr und beim näheren Hinsehen stellst du keine Zusammenhänge her, sondern beobachtest nur sehr oft beobachtete Dinge. Das mit dem Katzengras war aber nett.

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