8/13/2007

zwei welten


juni 2006. dick cheney and donald rumsfeld. photographed by david hume kennerly.


es ist kein geheimnis: die deutsche vanity fair wird den status der amerikanischen schwester nie erreichen, eher pendelt sie sich auf niveau und zielgruppe von der intouch ein. durchgelesen in neun minuten, schlauer danach? – nein.
sogar beobachter ohne marketing-background werden sich fragen, wohin sowohl inhalt als auch preispolitik des seit februar erscheinenden magazins führen sollen – zum prestigegewinn auf keinen fall.

dabei hätte eine deutsche adaption der amerikanischen vanity fair für den markt der publikumszeitschriften einen willkommenen beitrag leisten können, bietet die in den usa monatlich erscheinende zeitschrift in der tat qualitativ hochwertigen journalismus und braucht keinen chefredakteur, der permanent behaupten muss, dies sei auch in deutschland der fall.

und nicht nur journalistisch, auch fotografisch ist das us-magazin eine top-adresse. annie leibovitz und david lachapelle tragen regelmäßig zu dem schriftstück bei.
mehr noch als exklusive fotostrecken kann jede woche das cover mit spannung erwartet werden: "the green issue", eine schwangere und nackte demi moore oder das legendäre foto von tom ford mit scarlett johansson und keira knightly, wie demi moore ebenfalls unbekleidet – die liste ist lang.


january 1998. leonardo dicaprio. photographed by annie leibovitz.


was setzt das deutsche magazin dagegen? - knut, til schweiger mit ziegenlamm auf gestähltem oberkörper, den papst.

sicherlich, die amerikanische variante lebt zu großen teilen von klatsch und hollywood's skandalen, aber selbst diese werden neu inszeniert und in unerwartete zusammenhänge gerückt.

die september-ausgabe beschäftigt sich beispielsweise auf sechs seiten text mit einem trend, der das paarungsverhalten der hollywoodjugend seit monaten prägt: junger künstler mit mäßigem erfolg schnappt sich partygöre mit permanenter medienpräsenz – ergebnis: "hooking up with a starlet like paris, nicole, or lindsay takes fame to a whole new level." nancy jo sales hat für diese reportage tatsächlich kfed, pete wentz, dj steve aoki, benji madden, cisco adler und joel madden in einem einzigen apartment versammeln können.


edward norton for "the green issue". photographed by mark seliger.


wohl keine runde mit der man weltpolitik diskutieren könnte, doch vielleicht bietet sie uns eine marketingstrategie für die vanity fair deutschland: ulf poschardt inszeniert seine person über eine frau!

vergessen wir diese idee schnell, denn zum einen ist die einzige deutsche frau mit genügend prominenz, um einen mann für medien und öffentlichkeit interessanter zu machen angela merkel, zum anderen hält es an poschardts seite niemand aus.

im aktuellen cicero belegt er seine
unerträglichkeit einmal wieder eindrucksvoll. auf die frage, ob es ihn nicht störe, dass auf sein blatt eingedroschen werde erwidert poschardt lapidar: "aufgrund meiner intellektuellen und meiner arbeitsbiografie bin ich daran gewöhnt, dass man meinen büchern wie den magazinen und zeitungen, die ich geleitet habe und leite, besonders kritisch gegenüber steht. vanity fair mit seiner einzigartigen mischung aus unterhaltung und intellekt, kultur, politik und saftigem klatsch bietet dabei für denk-konservative genug angriffsfläche."

die
mageren auflagenzahlen wird uns poschardt demnächst vermutlich dann damit begründen, dass die zielgruppe recht klein sei, spricht man doch von einer elite. so wende sich das blatt "an eine neue generation der leistungselite in diesem land, urban und weltoffen, die heute nur eingeschränkt das wöchentliche medienangebot nutzt und offen für neues ist. diese elite versteht sich als schrittmacher und gestalter des neuen deutschland, blickt optimistisch in die zukunft und geht verantwortungsbewusst ihren weg."
heißt also: economist-leser wandern zur vanity fair ab -
eindrucksvolle these.

als gute-nacht-gruß gibt es von uns ein brandneues foto aus der harper’s bazaar. eine fotografie in der art wäre auch einmal etwas für die deutsche vanity fair, wollte sie wirklich überraschen und nicht den gossip von vorgestern aufkochen.

hier also courtney love, mit allem, was nach ihrer radikaldiät noch übrig geblieben ist, plus ein bisschen photoshop.
frau love hat sogar einmal wieder eine weisheit dabei: "i hate reading magazines where the actresses are saying ‘broccoli and fish, broccoli and fish.’ you liars. you bulimic liars."




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