3/29/2008

blame my booty



... it's such a cutie.


mädchen, ärsche, musik. ein bevorstehendes tribut an charlotte roche und ihr buch feuchtgebiete - könnte man meinen - doch was ich hier habe ist besser. es ist ehrlicher, charmanter, künstlerisch wertvoll und birgt außerdem feminismus mit stil, der noch nicht einmal beabsichtigt ist. meine damen und herren: leslie hall. "ferocious rapper, fashion icon, gem-sweater rescuer and passionate performer" – gesamtkunstwerk leslie, die den sexappeal von goldenen leggins schon lange vor american apparel entdeckte, wirft einen track in die runde, in dem es ähnlich wie in charlottes debutroman um die macht der ärsche geht.


leslie & the ly's - blame the booty (nsl's bottom-heavy remix) (dl) (ysi)



leslie scheint von der amerikanisierung des körpers ebenso wenig zu halten wie charlotte roche, doch die art der amerikanerin ihre weiblichen kurven zu besingen verbreitet weitaus glaubwürdiger die liebe zum eigenen körper als charlottes unausgereifter text, in dem man neue feministische ansätze vergeblich sucht. der einblick in das seelenleben von feuchtgebiete-protagonistin helen ist ein oberflächlich bleibendes psychogramm eines traumatisierten mädchens, dessen sexuellen vorlieben kompensation sind, aber keine befreiung. dank ihrer leitlinie "jeder ist besser als keiner" kann helen mit ihren 18 jahren eine männersammlung vorweisen, die dr. christian troy blass aussehen ließe, und dass sie schließendlich ihre frischoperierte analfissur an der bremse des krankenhausbetts gezielt wieder aufreißt, kann nicht mit der tagline 'empowering women' versehen werden. ohne die in die medienkampagne eingebundenen interviews von charlotte wäre das wort feminismus in den rezensionen des buchs wohl selten gefallen.

obgleich ich charlotte liebe, und sie die einzige frau wäre, zu der ich meinem freund nach einer trennung von mir gratulieren würde, lautet meine prognose, dass in zwanzig jahren die feministische institution in deutschland eher bruce darnell als charlotte roche heißen wird.



die debatte um die fremd- und selbstbestimmung des weiblichen körpers braucht so plakative beiträge wie die ekstatischen bühnenshows von leslie and the ly's, deren hautengen catsuits jedes pfund im scheinwerferlicht zur geltung bringen. die bloßen worte eines dünnen skandalromans im pinken einband mögen für schlagzeilen in der nationalen presse ausreichend sein, für weiter reichende wirkung sollte der hintern schon schon auf die bühne, denn: actions speak louder than words. einfach zu tun, wozu frau lust verspürt, hat effektivere symbolwirkung als jeden tag zu verkünden, man sei auf einer feministischen mission.

leslie hall ist keine erklärte frauenrechtlerin und mit body, booty und boobs völlig im reinen: "ich bin die kunst ... ich bin ein wunderschönes mädchen!" dieser feststellung stimmte auch das paper-magazine zu und setzte sie auf seine liste der "most beautiful people 2006". hollywood-celebrities sind in dieser selektion nicht vertreten; für das magazin bemisst sich schönheit nicht anhand eines zentimetermaßes, symmetrie und rehaugen, sondern an den talenten der auserwählten.

die band von ce-web-rity leslie ist nur ein projekt, dass sie neben ihrem kunststudium umgesetzt hat. die meiste mediale aufmerksamkeit hat leslie für ihr gem sweater museum erhalten. die verzierten pullover haben es im gegensatz zu gold pants allerdings noch nicht in die berliner clubs geschafft. strassbesetzte flanellhemden könnten hier die antwort sein.

anworten auf die frauen-fragen unserer zeit werden charlotte, eva, alice, gina-lisa, ursula und sicherlich auch benedikt uns vermutlich weiterhin zur verfügung stellen. wer die künstlerische auseinandersetzung damit vorzieht sollte mal einen blick auf die mädels werfen die jasper hier zusammengestellt hat. in der berliner c/o gallery widmen sich zurzeit die empfehlenswerten fotoausstellungen von bettina rheims "can you find happiness" und "zweiunddreißig kilo" von ivonne thein facetten von weiblichen selbst- und körperkonzepten.

viel spaß mit dem track, spitzt die ohren für die lyrics, verinnerlicht sie und verschenkt leslie's aktuelles album 'cewebrity' and die frauen eurer wahl. mehr infos zu leslie, ihren projekten und der band findet ihr auf ihrer website.

küsse an felix für den tipp.


4 comments:

  1. oh, leslie, in the game since like ever and loved since like even more ever. the keeper of the gem-sweater und der average homeboy danny blaze sind echt die besten. darüber hab ich mich früher immer mit anne bepisst. ;)

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  2. den pulli den sie im foto in der mitte traegt hab ich auch :)

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  3. super - was für ein geiler artikel. danke für die wunderbare rezension über das feuchte buch - so ähnlich stelle ich mir vor, was ich darüber dächte, wenn ich es gelesen hätte.
    aber genug des konjunktivs:
    die pullis find ich auch toll.

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  4. so ein pulli ist in diesemm fall wohl die sinnvollere anschaffung, denn egal wie charmant charlotte ist, ohne ihren namen hätte das kein verlag veröffentlicht. diverse stellen sind zwar ganz witzig, aber rechtfertigen diesen hype nicht ... oh well.

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