i could do you all
politische satire, soweit das auge reicht - doch absender war das system in den letzten wochen stets selbst. bissige kommentierungen durch publizistische stimmen wie die titanic sind nahezu überflüssig geworden, so eindrucksvoll inszenieren die beteiligten akteure und eingebundenen medien ihre artikulationsversuche gegenüber kontrahenten und publikum.
erster akt: johannes b.kerner
die sendung "kerners helfer" der vergangenen woche markierte wohl den höhepunkt der absurden gespräche und ideen, die moderatoren, buchautoren und politiker an den rezipienten bringen wollen. johannes b. kerners dramaturgischen gehversuche glänzten wenig, weder er selbst, noch ein einzelner seiner gäste schmückten zurecht das zdf-studio. was sollte eine margarete schreinemarkers, die deutlich wahnwitziger als frau herman ist und keinen deut klüger, zu der debatte um hermans äußerungen beitragen? ganz richtig: keinen inhalt, sondern hysterisches gekreische. einen zugewinn an image, sympathie und glaubwürdigkeit hat an diesem abend wohl keiner der fünf beteiligten narren mit in die nacht getragen. ein verstörendes trauerspiel.
zweiter akt: anne will
hingegen erzeugte anne will ("klassenkampf im klassenzimmer - alles andere als nobel") am sonntag in unserer küche ein wahres freudenfeuerwerk. die immer wieder eingeblendeten nobelpreisträger gerhard ertl und peter grünberg lachten an den entscheidenden stellen und übernahmen eine stille, aber bändesprechende kommentarfunktion; der lehrerverbandspräsident trat auf in klassisch bayerischer funktion: wenig einsichtig und rhetorisch verwirrt; karl lauterbachs blicke töteten mehrfach christian wulff, der ein selbstverliebtes sonntagslächeln aufgesetzt hatte, das zu sagen schien:
"i could do you all. even if you are not into men, i could still do you." wer auch immer herrn wulff auf die nase gebunden hat, er sei der niedersächsische brad pitt, muss überzeugend gewesen sein.
eifrig strahlte anne will mit ihm um die wette; dies war vermutlich ihre strategie, auch dann souverän zu bleiben, als sie den gockel wulff zur einen, den sonderbaren fliegenträger zur anderen seite sitzen hatte. ein kopfschüttelndes creepy entglitt endgültig in die runde, als das pferdemädchen begann zu erzählen - daneben ihr mentor, der ihr das reiten und lesen lehrt - politisch denken, persönlich fragen – die tagline der ard-talkshow kreiert ein seltsames format.
dritter akt: frau von der leyen und die katholische kirche
da es bei anne will neben den streitereien der beamten und politbrüder eigentlich um kinder ging, fehlte klar lieblingsministerin ursula von der leyen und die katholische kirche. doch sowohl die mutter der nation als auch die männer aus dem vatikan sorgten am wochenende für eigene schlagzeilen, die die satire-zeitschrift titanic zu einem wunderbar kranken start-cartoon inspirierten. wenigstens frau von der leyen konnte durch ihren schnellschuss und beweis der menschlichen fehlbarkeit ein paar sympathiepunkte bei mir sammeln.
den großteil meines wohlgefallens heimste von der leyen allerdings durch ihren werbeeinsatz im rahmen des relaunches der frankfurter allgemeinen zeitung ein. die von scholz & friends geschaffene anzeige der serie "dahinter steckt immer ein kluger kopf" ist mutig, witzig und mit einem dicken augenzwinkern versehen. und man höre und staune: von der leyens politische heimat ist bei den christdemokraten. berlin scheint der frau, die in niedersachsen von player wulff gefördert wurde, gut zu tun.
die bundesfamilienministerin thront nun für die faz in einem meer von albino-kaninchen, und schlägt zwei fliegen mit einer klappe. neben ihrem testimonial für die überregionale zeitung ist wonderwoman mal wieder im einsatz für die mission ihrer amtszeit: kinder für deutschland.
die idee, dieses ziel mit dem österlichen fruchtbarkeitssymbol zu illustrieren, ist von agentur, faz und von der leyen allerdings nicht bis in die spitzen durchdacht worden – so folgert zumindest jemand, der seit kindesbeinen mit den langohren durch den garten getollt ist, und ihre paarungs- und aufzuchtverhaltensweisen kennt.
kaninchen sind weit entfernt vom christlich geprägten familienbild der cdu. das prinzip "wie die karnickel" würde gesamtdeutschland zwar nicht schaden – im gegenteil - nur in demografischer hinsicht könnte das kaninchenprinzip fehlschlagen, es sei denn frau von der leyen ist in verhütungsfragen auf linie des papstes. diese einstellung widerspräche allerdings der vom ministerium betriebenen familienpolitik, die unter anderem anreize dafür setzen möchte, eine familie sorgsam zu planen und das erste kind erst nach etablierung im berufsleben zu bekommen.
doch die erste assoziation zum kaninchen fällt aufs rammeln, nicht auf die niedlichen nachkommen. und ersteres ist ausschließliches interesse der nager; automatische quantensprünge in der geburtsrate bedeutet dies hingegen nicht. ich kann mit reinstem gewissen sagen, dass jeder der plüschigen casanovas, die durch meinen garten gehoppelt sind, seine libido und homosexuelle neigung mit nicht zu brechendem willen ausgelebt hat, und die anzahl der kaninchen, die ich während meines landlebens besessen habe, qualifiziert diese aussagen für statistische repräsentativität. zäune wurden überquert, tunnel gegraben, und dies alles nicht, um die anderen rammler in kämpfe um das schönste weibchen zu verwickeln: it is all about the humping – fünfzig mal am tag gleicht da eher einer untertreibung. neben der völligen gleichgültigkeit, ob das besteigen des anderen nagetiers zu nachkommen führt, sind kaninchen zudem polygam, und die väter nicht am geringsten an der aufzucht der kleinen beteiligt.
ein modell, das frau von der leyen definitiv nicht schmeckt.
schlussakt: tierische impulse für die familienpolitik
die faz-kampagne bekennt sich zum kaninchen, dabei lernen bereits kinder in der grundschule, dass es durchaus tiere gibt, die ein leben lang zusammenbleiben und ein harmonisches und gleichberechtiges familienleben führen, beispielsweise die pinguine. und alle helfen mit: sogar gleichgeschlechtliche pinguinpaare brüten den nachwuchs der anderen aus. im lebensentwurf pinguin existieren zudem krippenplätze seit jeher. vorbildlich.
da aber das thema kinder kriegen mit dem kaninchen trotz kleiner widersprüchlichkeiten am besten ins bild gesetzt wird, kann sich frau von der leyen die pinguine für eine allumfassende kampagne aufheben. elterngeld, aktive väter und kinderbetreuung müssen schließlich auch noch kommuniziert werden.
das familienministerium arbeitet bestimmt mit hochdruck an einer lösung, wie bald auch die väter zum brüten gebracht werden können.
indeed: what germany needs most is a masculine turn in reproduction policies. no progress has been made since the
ReplyDeleteintroduction of the so called "schnelle brueter". yet they have not been implemented into male germans - which would kill two birds with one stone: eva herman's "Wir Deutschen sterben aus!!!" and the global energy issue.