ein bißchen ordnung soll in den prenzlauer berg zurückkehren, setzt man die sich im kiez tummelnden
aufgesprühten hinweise in bezug zu
samuel becketts für die überschrift verwandte zitat.
tanzngen, die phonologische
essenz der berliner nächte, prangt als zum viralen marketing-tool degradierte street art bunt auf den bürgersteigen. doch mit dieser art bordsteinschmuck lässt sich besser leben, als mit den plakatmotiven im u-bahn-schacht hinsichtlich aktueller werbung einerseits, und erfreulich dezentes club-marketing ist es auf der anderen seite. mit gruseln erinnert man sich im gegensatz dazu an den medienaufschrei zur cookies wiedereröffnung, der unter anderem in einem
spiegel-artikel mündete, der zweifelsohne aus der feder eines redakteurs stammte, der nicht nur am sekt
genippt, sondern wohl auch gedippt hatte. ähnliche strategien empfehlen sich auch ein knappes jahr später, möchte man den ausflug in die
turnhalle halbwegs gutgelaunt überstehen. doch lokalitäten, die es schaffen, den gästen vorzugaukeln zur hippen meute zu gehören, und diese so den anderen clubs ersparen, braucht es auch, unabhängig davon wie trostlos es erscheint, den eignen coolness-faktor über die regelmäßige anwesenheit in einem club zu bemessen.
dennoch lassen präferenzen in diesem bereich exaktere rückschlüsse auf die kompatibilität mit der eigenen person zu, als die vorliebe für einen bestimmten fußballclub aufschluss über geschmack und stil gibt. ohne zögern sehe ich darüber hinweg, wenn das
herz an den 1. fc köln gekettet ist, der oder das felix, ist aber nur in der ersteren version mein ding und bildet einen wunderbar klaren kontrast zum absolut indiskutablen besuch in der
gleichnamigen disco.
ähnlich stand es nicht zur debatte, interessenten an unserem kürzlich vergebenen wg-zimmer zum kennenlernen einzuladen, die in ihrem online-profil angaben, die kulturbrauerei sei ein toller ort zum weggehen. zum weggehen im sinne von "die flucht ergreifen" vielleicht, doch
tanzngen gestaltet sich an orten wie diesem als ungelenkes
balzen rentier- pullovertrangender
enddreißiger, die mit speed-dating wohl besser beraten gewesen wären, da alle teilnehmer sich der peinlichkeit von beginn an bewusst sind.
heißer tipp für die reiferen generationen: der bundes- presseball,
neujahrsempfänge, die kantine des verteidigungs- ministeriums: denn niemand macht in amourösen verstrickungen zur zeit mehr schlagzeilen als
politiker,
vorstandschefs und die
grand dames der medien. seit dem das herz der politik von berlin aus pulsiert und nicht mehr nach den
sitten bonns spielt, scheint junge liebe, neues glück und abenteuer auch in den elitäreren kreisen wieder en vouge zu sein.
laut dem
artikel der zeit leben, der vor kurzem den prenzlauer berg in nicht allzu schmuckes licht rückte, sehen sich auch hier die anwohner als elitäre runde, auch wenn die bundespolitik lieber in mitte hausiert. so darf man sich wundern, dass ausgerechnet im herzen des kiez, der dem bitterbösen text von
henning sussebach zufolge von einer fehlgeleiteten
meute bevölkert wird, ein neuer club aufmacht, den der skizzierte stereotyp aus mangel an bio-bier und nicht zu tolerierendem passivrauch ohne zweifel meiden würde. der zeit-autor wird zumindest in diesem falle unrecht behalten. die quellen, aus denen die word-of-mouth neuigkeiten ihre runden drehen, versprechen eine feine ergänzung des nachtlebens und das eher niedliche wortspiel zur namensgebung tanzt
aus der reihe der plakativ englisch benannten proleten-diskotheken der weißen-hosen-fration.
die macher des
zu mir oder zu dir haben sich nach eigenen angaben mächtig ins zeug gelegt, den club so schalldicht versiegelt, dass junge familien durchschlafen können, selbst den fußboden liebevoll gestaltet und bitten in erster linie zum tanz. diesen freitag und samstag laden die herren zum
opening ihres tanzparketts, und da der pressetext es sich nicht verkneifen konnte die berühmt-berüchtigten zeilen "in ist, wer drin ist" zu beinhalten, dürfen trendscouts die augen offen halten, ob nun
flanell,
neon oder
pelz die richtung vorgeben. am samstag sorgen unter anderem
jahcoozi und
peter bounce, der sich nicht nur durch
zwei podcast-beiträge einen namen gemacht hat, für den takt zu dem man tanzen, springen und pirouetten drehen darf.
ob das
tanzngen so mobil macht, dass es sich bald den aktuellen claim unserer liebsten verkehrsdienstleisters "zukunft bewegen" aneignen darf, oder das konzept noch einmal zurück an die
ballettstange muss, wird man am sonntag bei der
kater-bionade zwischen kreischenden kindern diskutieren können. vorerst sollten aber die spitzenschuhe eingelaufen und die hüfte geölt werden, denn herumstehen sollte man sich für den nächsten
bahnstreik aufsparen.
tanzngen openingeberswalderstraße 16
14. & 15. dezember ab 22h