nach einem kurzen ausflug in unsere
eckbadewanne gleicht mein anblick immer noch dem eines
begossenen pudels. ähnlich
durchnässt bewegten sich die
neon kids eben aus der tür der
maria auf ihre heimwege in die berliner stadtteile.
eine knappe stunde hatte ausgereicht, die heißesten tage des sommers im
schnelldurchlauf zu erleben:
justice kochten die körper ihres publikums auf eine
fiebertemperatur, die alle aufkeimenden erkältungen vergessen machte, und bescherte ein
endorphinhoch, das die tänzer erst am
frühen freitag abend langsam ins wochenende entlassen wird.
zwischendurch dachte ich: "these
guys seriously
wanna kill us." halbmarathon für halbwüchsige, blaue flecken als merchandise. das
glas sekt versetzt die 14jährigen in ekstase, die 17jährigen sind
auf e und die enddreißger genießen den
jungbrunnen-effekt der tobenden menge.
ein auf sehr
eigenwillige art breitgefächertes konzertpublikum, wenn auch durchgängig sehr bunt, sehr
new rave und sehr glücklich - vereint unter dem
gleißenden licht eines kreuzes. der trend liegt
auf der lauer. werden nun alle mädchen, die im
grundschulalter in ein
kommunionkleid gesteckt wurden, ihre goldenen ketten mit den kreuzen wieder hervor kramen?
meine mutter bräche vermutlich in
freudentränen aus, würde ich es wagen nach meiner kette zu fragen, und sagen, sie hätte doch immer gewusst, dass ich noch einmal zur
katholischen kirche zurückfinden würde.
abgesehen davon, dass ich
goldschmuck an mir nicht mag, wird aber auch letzteres niemals eintreffen.
unter einem kreuz zu tanzen, hat die überbleibsel meiner
katholischen kindheit gezwickt und mich zunächst irritiert. doch
eddie amadors erkenntnis kann zweifellos auf mehr als
house music übertragen werden: zur bestätigung der aussage "it’s a
spiritual thing; a body thing; a soul thing" wird sich vermutlich nach jedem konzert – unabhängig von seiner
musikalischen verortung – ein bekennender fan finden.
justice werden zwar weder in naher noch in
ferner zukunft so viele anhänger zu ihren gigs versammeln wie es
popstar papst benedikt vermag, meinen spirituellen hunger haben die
franzosen hingegen für diese nacht besser gestillt, als die katholische kirche es jemals im stande sein wird.
dies geschah ohne
explizite texte, hochtrabende aussagen und eindringlicher vermittlung von werten und
moral. oftmals macht musik auch ohne viele worte mehr sinn als eine lange
predigt.
lediglich in ein paar internen bereichen scheint der
jungsclub der katholiken sinn zu machen: wer immer und ohne recht in
frauenthemen die
alleingültigkeit der eigenen
meinung reklamiert, tarnt mit dem
zölibat geschickt die große schwierigkeit, das andere geschlecht auch nur in die nähe einer
sympathiebekundung zu bewegen.