8/01/2007

wo die mädchen noch wilder als die kühe sind


nicht nur thüringen, auch nordrhein-westfalen wird zunehmend zu einem der schwierigen bundesländer. keineswegs, weil es niemand kennt oder es keine prominente gäbe; politische entwicklungen innerhalb der landkreise erschüttern den zuschauer.

auf meinem abstecher zu einer katholischen vermählung vermochte die lokalpresse mein interesse zu wecken. zwar berichtet das dezent politisch gefärbte blatt immer über die neusten errungenschaften der regierenden partei, doch dieses mal waren die töne kritisch: der kreisverband der jungen union hochsauerland sorgte für unmut, die gleichstellungsbeauftragten überschlugen sich, leserbriefe forderten sogar die auflösung des verbandes.
die junge union hochsauerland, die ansonsten mit so anmutigen claims wie sauerland. powerland. wirbt, hatte mit einem skandalplakat für aufregung gesorgt. zwei leichtbekleidete teenies setzen den slogan: komm in unsere mitte! mehr oder weniger galant in szene. das sauerland sah sich mit einer neuen form der parteienwerbung konfrontiert – sexistisch, unter der gürtellinie, politisch inhaltlich leer.

mein erster gedanke: "that’s old news." ob deutschlandweite strategie, abgeschaut oder den gleichen dummen gedanken gehabt: die ndr-satiresendung extra3 berichtete schon anfang des jahres über die werbestrategien der jungen union wittmund, die mit sprüchen wie "schwarz macht scharf" und dem plakat "in unserer mitte ist noch platz…", das ebenfalls bikini-schönheiten zeigte, eine ganz ähnliche richtung einschlug. hatte die junge union "bad news are good news" überbewertet? ihr jugendliches gespür für zielgruppenadäquate werbebotschaften überschätzt?

die in der öffentlichen wahrnehmung als sexy bis sexistisch bezeichneten plakate sollen mitglieder werben, so viel steht fest. ihre inhaltliche leere ist jedoch noch nicht einmal hauptkritikpunkt, stellt die ju sich doch gerne als organisator von parties und mit ihrer dominanten präsenz auf allen schützenfesten eher als jugend- und sauforganisation dar, als der politische nachwuchs der cdu. vermutlich fände sogar alice schwarzer die werbung zu platt und zu banal, als dass sie ihr das label sexistisch und politisch inkorrekt aufdrücken würde. die mädchen im sauerland wundern sich wohl allenfalls über das plakatmotiv, als dass sie handlungsbedarf wegen sexueller diskriminierung sehen - denn die werbung ist irreführend: heiße schnitten in der jungen union – seit wann gibt es so etwas? von den auf schützenfesten gestählten bierbäuchen der herren ganz zu schweigen.

sollten aufgrund dieser plakatmotive wirklich jugendliche neumitglied in der ju werden, sieht die politische zukunft deutschlands immer rosiger aus. "der politische nachwuchs lahmt", stellen auch die parteienforscher fest und sorgen sich - nicht nur im hinblick auf den nachwuchs der cdu. elitenrekrutierung in der politik wird ein spannendes thema bleiben und werden, denn bislang verbringt das große potential der politischen zukunft seine zeit, sein wissen, engagement und seine visionen nicht in parteien und politik, sondern in cafés, werbeagenturen, blogs, after hours und anderen trips.

wie man diese schatzkiste nutzbar macht, scheint noch kein thema zu sein. die bundespolitik hat andere lösungen: wenn der jugendorganisation der partei nur blödsinn einfällt, richtet man es wider einmal selbst. erst heute präsentierte uns die bunte, dass horst seehofer, wenn auch unehelich, den parteinachwuchs direkt in berlin zeugt. mal sehen, ob wir anna-felicia in zwanzig jahren auf einem parteiplakat oder in der panorama bar treffen.

und zu guter letzt zum staunen: die junge union wittmund.




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